Editorial

Wendegewinner, Mauerkünstler, mutmaßliche Doping-Opfer zweiter Generation – zum 30. Jubiläum der deutschen Einheit scheint das Coronavirus all diese Geschichten zu verdrängen. Tausende Menschen sind inzwischen daran gestorben, noch mehr erkrankt, viele wieder genesen. Vielleicht kommt ein Magazin über die deutsche Einheit jetzt aber genau zur richtigen Zeit: Das Virus trennt Familien und Freunde voneinander und eint doch alle. Solidarität und Zusammenhalt sind gefragt wie nie. Auch wenn das bedeutet, zuhause zu bleiben und Kontakte zu vermeiden. Es ist eine Zeit des Nachdenkens. Darüber, wie wir gelebt haben, wie wir gerade leben und wie wir leben wollen.

Wochenlang sind wir, die 16 Volontär*innen der Evangelischen Journalistenschule (EJS) gemeinsam mit Fotograf*innen des Lette Vereins Berlin, der Frage nachgegangen: Wie weit sind wir gekommen? Denn die deutsche Teilung prägt uns noch immer. Das haben Geschichten gezeigt, wie die aus Lieberose in Brandenburg, wo sich einige Einwohner heute nach einem starken russischen Führer sehnen. Oder die von einem Westdeutschen, der leidenschaftlich Trabis restauriert. Selbst die FDJ scheint weiter zu leben – durch Zulauf aus den alten Bundesländern.

Wir wollen mit diesem Magazinprojekt auch nach vorne blicken. Ein Zukunftsforscher gibt seine Prognose, wie lange uns die Einheit noch beschäftigen wird. Wenn dieses Projekt ein wenig zum Zusammenhalt beitragen kann, sind wir schon zufrieden. Als Jahrgang leben wir Zusammenhalt: Wir kämpfen gegen die drohende Schließung der Schule und wir hoffen, dass dies nicht das letzte EINSICHTEN-Magazin sein wird.

Der vielleicht letzte Jahrgang der Evangelischen Journalistenschule